Laut einer aktuellen Studie der University of Pittsburgh School of Medicine in Pennsylvania fördern soziale Medien wie Facebook und Co. die soziale Isolation der Nutzer. Viele Mukoviszidose Betroffene sind in speziellen Facebook-Gruppen aktiv, um sich dort mit Gleichgesinnten auszutauschen. Ein Kommentar.
Facebook-Gruppen wie „Pures Leben mit CF“ haben über 1.000 Mitglieder und erfreuen sich an einer hohen Interaktion dieser. Es werden Fragen zu allen Themen der Mukoviszidose gepostet und beantwortet, Betroffene in den selben Ambulanzen gesucht oder einfach das eigene Wohlbefinden publik gemacht. An für sich ein Austausch, der den eigenen Horizont erweitert und dringende Fragen zeitnah beantwortet. Zudem eine gute Möglichkeit trotz unterschiedlichen Keimen einen intensiven Kontakt aufzubauen. Aber:
Bei aller Freude über die Gleichgesinnten darf man nicht vergessen, dass gerade Mukoviszidose mit seinen hunderten individuellen Mutationen eine für jeden Patienten sehr individuelle Krankheit ist! Meiner Meinung nach sollte den Postings anderer Betroffener eine nicht zu starke Relevanz für die eigene Krankheit beigemessen werden: was bei Patient A funktioniert, hilft Patient B noch lange nicht. Zudem sollte jeder „Tipp“ mit dem eigenen Arzt abgesprochen werden, bevor dieser umgesetzt wird.
Auch das gegenseitige Trost spenden in schlechten Zeiten hat leider auch eine Schattenseite. Für denjenigen, der den Trost braucht, ist der Zuspruch der Gruppe natürlich etwas Schönes und kann einen positiven Effekt haben (wobei ich persönlich eine Umarmung eines echten Freundes mehr schätzen würde als Worte einer mir nahezu unbekannten Person). Allerdings gibt es unter den über tausend Gruppenmitgliedern auch sicherlich die Sorte von Mensch, die nicht gut mit schlechten Neuigkeiten umgehen kann. Meistens schreiben diese Betroffenen keinen aufmunternden Kommentar – lesen aber sehr wohl ganz genau mit und projizieren vieles auf sich selbst. So entstehen Ängste.
Der aus meiner Sicht kritischste Punkt dieser virtuellen Parallelwelt ist in der Überschrift dieses Beitrags verankert: die soziale Isolation in der realen Welt. Ich finde, dass diese aufgrund der besonderen Eigenschaften der Mukoviszidose-Gruppen auf Facebook sogar noch verstärkt wird:
Dadurch, dass man in diesen Gruppen nur noch mit Menschen konfrontiert wird, die sehr genau über die Krankheit Mukoviszidose Bescheid wissen, verzehrt sich das Bild der realen Welt, in der die Mehrheit eben nicht wissen, was Mukoviszidose ist! Dadurch verändern sich automatisch und unterbewusst die eigenen Maßstäbe an die Reaktionen der Mitmenschen. „Wie die gucken mich komisch an, wenn ich huste?!“ – natürlich machen das Fremde, sie kennen dich und deine Krankheit ja auch gar nicht. Man verschließt mehr gegenüber den anderen / gesunden / unwissenden Menschen in der Realität, da man aus der kuscheligen Facebook-Gruppe nur noch direktes Verständnis und Zuspruch kennt.
Abschließend bleibt zu sagen, dass solche Gruppen, sofern sie im richtigen Umfang und mit Bedacht genutzt werden, durchaus eine persönliche Bereicherung darstellen können. Nur sollte die Realität nicht aus den Augen verloren werden! Ich denke, dass gerade der Umgang mit gesunden Menschen und dessen Akzeptanz in der Gruppe einem persönlich als „Kranker“ einen größeren sozialen Selbstwertgefühls-Push gibt als Zuspruch einer Facebook-Gruppe.
Wir freuen uns über eure Meinung in den Kommentaren!
Ein Kommentar
Ich habe alle CF Facebook Gruppen ausgeschaltet und schaue nur aktiv in Gruppen rein wenn mir danach ist. So begrenze ich den ständigen Nachrichtenfluss (egal ob positiv oder negativ). Ich nehme gerne am Austausch mit anderen CFlern teil und schätze auch deren Unterstützung und Antworten. Aber ich möchte nicht jedes Mal mit dem Thema Therapie, Medikation oder gar Tod konfrontiert werden wenn ich aufs Handy schaue – dafür ist mir mein Alltag und meine mentale Stabilität im Alltag zu wichtig.
Ich möchte dazu anmerken, dass ich auch andere nicht CF-basierte Gruppen ausschalte. Wegen meiner Arbeit treibe ich mich auch oft in anderen, Arbeitsrellevanten Facebookgruppen herum – das wird mir oft auch zu viel. 🙂