Bewerben mit Mukoviszidose – Teil 2

Im ersten Teil zum Thema „Bewerben mit Mukoviszidose“ haben wir uns die schriftliche Bewerbung angeschaut. In diesem Beitrag könnt ihr lesen, wie ihr in einem Vorstellungsgespräch eure Mukoviszidose Erkrankung zu eurem Vorteil nutzen könnt!

 

Eigene Einstellung überprüfen

Wie schon im ersten Teil beschrieben, müsst ihr vorab für euch selbst festlegen, wie viel ihr von eurer Krankheit preisgeben wollt. Wir würden euch definitiv dazu raten, da ihr euch bei eurem zukünftigen Arbeitgeber später im Berufsalltag ja nicht verstellen möchtet! Husten unterdrücken, heimlich Tabletten nehmen und solche Verhaltensweisen sind während ca. 12 Jahren Schule schon doof genug. DAS soll sich im Arbeitsleben nicht wiederholen bzw. anfangen! Zudem können euch eure Kollegen und Vorgesetzten nur verstehen, wenn sie wissen, warum ihr zum Beispiel öfter krank seid

 

Gesprächsvorbereitung – Krankheit erklären können

Entscheidet ihr euch dafür, im Vorstellungsgespräch über Mukoviszidose zu sprechen, versetzt euch vorab in die Rolle des Personalers. Sehr wahrscheinlich kennt er die Krankheit nicht. Ihr solltet euch demnach überlegen, wie ihr die Krankheit in wenigen Sätzen leicht verständlich erklären könnt. Ich empfehle folgende Erklärung:

„Mukoviszidose ist eine vererbbare Stoffwechselkrankheit. Da die Diagnose meist in den ersten Lebensmonaten stattfindet, leben die Betroffenen ihr ganzen Leben mit der Krankheit. Hauptsächlich sind die Lunge und der Bauch betroffen – mein Schwerpunkt liegt auf dem Bauch. Da die Krankheit durch einen Gendefekt verursacht wird, gibt es sehr viele unterschiedliche Krankheitsverläufe – von sehr leicht bis sehr schwer. Mein Verlauf ist zum Glück nicht so stark. Im Alltag habe ich bis auf die regelmäßige Atemtherapie kaum Einschränkungen.“

Durch das Ansprechen der Herkunft der Krankheit sagt ihr automatisch, dass Mukoviszidose nicht ansteckend ist. Ihr bringt rüber, dass die Mukoviszidose euch schon immer begleitet und ihr gelernt habt, mit der Krankheit umzugehen. Dass Bauch und Lunge betroffen sind, reicht dem Personaler wahrscheinlich schon als Erklärung. Durch die Erwähnung der verschiedenen Krankheitsverläufe und eurer Verfassung, nimmt ihr dem Personaler die Angst. Wichtig ist vorallem der letzte Satz, damit euer Gegenüber sieht, dass euch die Mukoviszidose im Alltag zwar beschäftigt aber nicht behindert!

 

Gesprächsvorbereitung – „Gesundheitsmanager“

Versetzen wir uns wieder in die Lage des Personalers bzw. des Arbeitsgebers: besonders wichtig ist für ihn die von euch zu erwartende Arbeitsleistung sowie evtl. Besonderheiten. Könnt ihr dem Arbeitsalltag standhalten? Wie oft werdet ihr Krank sein? Braucht ihr eine besondere Ausstattung?

Dass ihr dem Arbeitsalltag standhalten könnt, habt ihr eigentlich durch die nicht vorhandenen Einschränkungen im Alltag bereits ausgesagt. Eine weitere Vertiefung ist meiner Meinung nach nicht notwendig.

Die Frage nach eurer voraussichtlichen Ausfallszeit wird natürlich niemals direkt im Vorstellungsgespräch ausgesprochen. Aber genau das ist es doch, was ein Arbeitgeber wissen will! Ich empfehle hier auf jeden Fall proaktiv das Thema anzusprechen! Dies geht zum Beispiel so:

„Da ich, wie bereits erwähnt, schon mein ganzes Leben mit Mukoviszidose lebe, habe ich gelernt, die Zeichen meines Körpers zu deuten. Wenn ich zum Beispiel weniger Luft bekomme, intensiviere ich meine Atemtherapie. Dadurch, dass ich frühzeitig die richtigen Maßnahmen ergreife und somit meine Gesundheit proaktiv steuern kann, bin ich vergleichsweise selten krank. Man kann sagen, dass ich nicht mehr oder weniger krank bin als gesunde Menschen.“

Die Stichpunkte „Gesundheit“ (wirkt positiv anstatt „Krankheit“, was negativ wäre) und „proaktiv“ beweisen euren professionellen und verantwortungsvollen Umgang mit Mukoviszidose. Sie nehmen dem Personaler bzw. Vorgesetzten die Angst, immer ein Auge auf euch haben zu müssen, da ihr in der Lage seid, euch selbst um eure Mukoviszidose zu kümmern. Den letzten Satz mit dem „nicht mehr oder weniger krank als gesunde Menschen“ sprecht ihr natürlich nur aus, wenn es so ist! Zählt dabei nicht taggenau nach, sondern seid euch bewusst, dass die Ausfallszeiten von Arbeitnehmern in Deutschland bei durchschnittlich XX Tagen pro Jahr liegt. Seblst wenn ihr leicht darüber liegen solltet, könnt ihr den Satz bringen. Wenn ihr signifikant öfter krank seid, dann lasst den Satz einfach weg. Die Aussage „vergleichsweise selten krank“ aus dem Satz davor könnt und solltet ihr trotzdem machen! Es weiß ja keiner, mit wem oder was ihr euch dort verglichen habt und auf den Personaler wirkt das auch schon sehr beruhigend!

Für Schwerbehinderte kann der Arbeitgeber Zuschüsse zur Inklusion beantragen. Sollte der Schwerbehinderte zum Beispiel einen besonderen Schreibtisch oder einen barrierelosen Zugang zum Arbeitsplatz benötigen, gibt es Fördermittel vom Staat. Für den Personaler ist es daher auch interessant zu wissen, ob ihr aufgrund der Mukoviszidose eine besondere Büroausstattung benötigt. Ich persönlich brauche keine besondere Ausstattung und handel den Punkt in einem Satz ab.

 

Nonverbale Kommunikation als Superbooster

Nachdem wir geklärt haben, was ihr über eure Mukoviszidose sagen solltet, schauen wir uns jetzt an, was der Schlüssel zum Erfolg ist: die nonverbale Kommunikation! Neben den Worten, die ihr sagt, ist es fast noch wichtiger, wie ihr redet und auftretet! Damit meine ich keine hochgestochene Fachsprache, sondern die Emotionen, die ihr beim Sprechen über Mukoviszidose rüberbringt. Im Idealfall redet ihr sehr euphorisiert. Es sollte sich so anhören, als wäre Mukoviszidose euer absolutes Lieblingsthema! Ihr freut ich unheimlich, dem Gegenüber davon zu erzählen! Lächelt beim Reden über die Krankheit, als denkt ihr an einen guten alten Freund! Zeigt, dass ihr positiv und offen mit dem Thema umgeht! Die gesamte nonverbale Kommunikation macht euren Vortrag über Mukoviszidose erst glaubwürdig! Ihr seid dann der einzige Bewerber, der eurem zukünftigen Arbeitgeber nicht nur fachlich sondern vorallem persönlich in Erinnerung bleibt!

 

Wir hoffen, dass ihr euch mit unseren Tipps zum Vorstellungsgespräch euren Traumjob schnappen könnt! Wie immer sind Fragen, Verbesserungen und auch Themenwünsche herzlich willkommen!

 

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