Bewerben mit Mukoviszidose – Teil 1

Das Ziel eines Bewerbungsschreibens ist das bestmögliche Bild vom Bewerber zu zeichnen. Im Idealfall so gut, dass der Arbeitgeber den Bewerber zum Vorstellungsgespräch einlädt und anschließend einstellt. Aber wie verhält man sich im Bewerbungsprozess, wenn man eine Krankheit wie Mukoviszidose hat? Im ersten Teil zum Thema Bewerbung beschäftigen wir uns mit der schriftlichen Bewerbung!

 

Charakterfrage

Vorweg: die Frage nach dem richtigen Umgang mit einer chronischen Krankheit / Schwerbehinderung im Bewerbungsprozess kann nicht pauschal beantwortet werden. Bevor die Bewerbung geschrieben wird, solltet ihr euch überlegen, wie ihr mit der Krankheit umgeht und in Zukunft umgehen möchtet. Bin ich bereit dazu, mit Fremden über Mukoviszidose zu reden? Möchte ich die immer wiederkehrenden Fragen beantworten? Wie bin ich in der Vergangenheit (zum Beispiel in der Schule) mit meiner Krankheit umgegangen? Fühle ich mich wohl, wenn meine Mitmenschen nicht über Mukoviszidose und damit nicht über mein vielleicht manchmal „unnormales“ Verhalten (zum Beispiel starker Husten) aufgeklärt sind? Je nach dem, wie ihr die vorangegangenen Fragen beantwortet habt, könnt ihr nun aussuchen, wie offen die Krankheit im Bewerbungsprozess thematisiert wird.

 

Das Recht auf unserer Seite

Entscheidet ihr euch dazu, offen mit der Mukoviszidose umzugehen, macht sie zum (Vor-)Teil in eurer Bewerbung! Öffentliche Arbeitgeber müssen Schwerbehinderte laut Gesetz zum Vorstellungsgespräch einladen – es sei denn die fachliche Eignung fehlt offensichtlich. Aus diesem Grund solltet ihr spätestens im Lebenslauf eure Schwerbehinderung deutlich niederschreiben. Ich zum Beispiel habe ganz unten im tabellarischen Lebenslauf links unter dem Abschnitt Hobbys noch eine Kategorie Besonderheit eingeführt. Auf der rechten Seite steht dann „Mukoviszidose – Schwerbehinderung 80%“. So weiß der öffentliche Arbeitgeber direkt, was Sache ist.

 

Mukoviszidose für sich nutzen

Im Anschreiben könnt ihr eure Mukoviszidose auch erwähnen. Hier würde ich allerdings schon darauf achten, dass die Krankheit direkt mit einem positiven Gefühl in Verbindung gebracht wird! Sollte in der Stellenausschreibung beispielsweise die Charaktereigenschaft Disziplin gefordert sein, greift diesen Punkt in Zusammenhang mit Mukoviszidose auf! Ihr könntet schreiben „Aufgrund meiner Mukoviszidose Erkrankung, beweise ich bereits seit [euer Alter] Jahren meine Disziplin im Zusammenhang mit der täglichen Atemtherapie“. So habt ihr die Mukoviszidose sehr elegant mit einer geforderten Charaktereigenschaft zusammengebracht. Ihr beweist dem Arbeitgeber, dass ihr diszipliniert seid und hebt euch durch diese Besonderheit von anderen Bewerbern ab! Findet ihr keine passende, geforderte Charaktereigenschaft, könnt ihr die Mukoviszidose auch ganz sachlich kommunizieren. Ich habe in jedem Anschreiben den Satz „Aufgrund meiner Mukoviszidose Erkrankung, die mich im Alltag allerdings nicht einschränkt, gelte ich als schwerbehindert.“ stehen. Damit habe ich die Schwerbehinderung kommuniziert und erklärt. Zudem die Krankheit relativiert, indem ich sage, dass ich im Alltag (und somit auch bei der Arbeit) keine Einschränkungen dadurch habe.

 

Fazit – die schriftliche Bewerbung als Test für den Arbeitgeber sehen

Ihr werdet beim Lesen des Beitrags schnell gemerkt haben, auf welcher Seite wir stehen: offene Kommunikation! Die Mukoviszidose ist und bleibt ein Teil von euch. Sie über ein ganzes Berufsleben zu verstecken, ist eine ungeheure Anstrengung! Zudem könnt weder ihr noch euer Arbeitgeber die Vorteile einer Schwerbehinderung (für euch sind das zum Beispiel 5 Tage mehr Urlaub pro Kalenderjahr) in Anspruch nehmen, wenn keiner Bescheid weiß! Solltet ihr Angst haben, ein Arbeitgeber lädt euch aufgrund der Mukoviszidose nicht zum Vorstellungsgespräch ein, stellt euch folgende Frage: Wollt ihr dann wirklich dort arbeiten? Durch die offene Kommunikation der Mukoviszidose bereits in der schriftlichen Bewerbung könnt ihr ganz geschickt die Unternehmenskultur des potenziellen Arbeitgebers überprüfen und schon jetzt ungeeignete Unternehmen aussortieren!

 

Im nächsten Teil der Bewerbungs-Reihe kümmern wir uns dann um das Vorstellungsgespräch. Hier könnt ihr mit eurer Krankheit richtig beeindrucken! Wie verraten wir euch demnächst! Über Fragen, Kommentare, Anregungen oder einfache Nachrichten freuen wir uns!

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