Sport. Ein Element, welches im Leben eines Mukoviszidoseerkrankten fester Bestandteil sein sollte. Wir von Muko-Coach beleuchten für euch einige Sportarten und stellen euch die Vorteile der Sportarten vor. Im vierten Teil dieser Serie geht es um Kampfsport! Wir freuen uns sehr, euch nun einen sehr schönen Gastbeitrag von Stephanie präsentieren zu können! In ihrem Text berichtet sie von ihrer langen Kampfsporterfahrung, zeigt die Vorteile auf und zieht Parallelen zum ihrem Leben mit Mukoviszidose.
Ich selbst bin kein Fan vom Joggen oder dergleichen – auch wenn das noch so angepriesen wird. Schon im Alter von fünf Jahren begann ich mit Kampfsport und finde diesen Sport einfach super, um sich auszupowern. Mir liegt es viel mehr, als Laufen zu gehen. Ich mache nun seit 13 Jahren Judo und seit etwa 6 Jahren Taekwon-Do und Kickboxen. Vor circa vier Wochen habe ich meinen Schwarzgurt im Judo gemacht und der im Taekwon-Do lässt hoffentlich auch nicht mehr lange auf sich warten.
Charakterschulung durch Kampfsport
Höflichkeit, Integrität, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin, Unbezwingbarkeit. Das sind die fünf Grundprinzipien des Taekwon-Dos. Auch wenn diese Grundprinzipien bei anderen Kampfsportarten nicht im Center stehen, werden sie vermittelt. So werden, ob beim Judo, Kickboxen oder Taekwon-Do, zu allererst der Trainer und die Trainingspartner angegrüßt und nach dem Training wieder abgegrüßt – ein Zeichen der Höflichkeit. Die anderen Prinzipien werden im Verlauf des weiteren Trainings bei Einzel- oder Partnerübungen und besonders im Kampf erlernt. All diese Eigenschaften, die man sich dadurch aneignet, sind in Bezug auf Mukoviszidose sehr hilfreich. Durchhaltevermögen im Sport lässt einen auch in der Therapie weiterkämpfen. Man ist diszipliniert zu inhalieren, lässt sich von der Krankheit nicht bezwingen – erweist ihr aber dennoch den nötigen Respekt!
Nicht nur die Kraft ist entscheidend
Kampfsport ist eine Kombination aus Kraft-, Reaktions-, und Ausdauertraining. Man beobachtet den Gegner im Kampf, lernt ihn einzuschätzen und kämpft mit Köpfchen gegen ihn. Das Gleiche kann man gut auf die Mukoviszidose übertragen. Man beobachtet seinen eigenen Körper, wie er auf Dinge reagiert und kann dann aktiv agieren um das Bestmögliche zu erreichen: den Kampf zu gewinnen! Das Schöne beim Kampfsport ist, dass man auch wenn man zurückliegt, immer noch den Kampf für sich entscheiden kann. Und diese Mentalität überträgt sich leicht vom Training auf den Alltag mit Mukoviszidose.
Kampfsport trainiert den Körper
Sowohl beim Taekwon-Do, Kickboxen oder Judo ist die Muskulatur im Oberkörper sehr wichtig. Beim Judo wird die Rumpfmuskulatur besonders im Bodenkampf benötigt. Hierbei wird auch die Rotation im Oberkörper gefördert. Taekwon-Do und Kickboxen beanspruchen die Muskulatur, um dem Kämpfer die Stabilität beim Kicken zu geben. Da ein Kampf zwei mal drei Minuten dauert, ist Konditionstraining ein Key-Element des Erfolgs. Das Konditionstraining fördert natürlich die Lungenkapazität. Mein Fev1 Wert liegt immer so bei 100.
Auf der Matte gelernt – im Leben angewandt
Sich während des Trainings und auf Wettkämpfen mit gesunden Athleten messen zu können und dort dann sogar zu gewinnen, gibt der Motivation, weiter an sich zu arbeiten und zu kämpfen einen ordentlichen Pusch! Man lernt, dass trotz Mukoviszidose große Erfolge möglich sind! Auch ist die gegenseitige Unterstützung im Training einfach unglaublich motivierend, wodurch man seine eigene Leistung weiter steigert. Man fokussiert sich auf das Training und blendet alles andere aus: sei es Stress in der Uni oder die Mukoviszidose – ein super befreiendes Gefühl. Man kämpft für sich und ist für seine Aktionen verantwortlich, es ist keiner da, der einen aus dem Schlamassel zieht, ganz wie bei der Therapie. Da muss man sich selbst für einsetzen. Durch das motivierende Umfeld beim Sport ist es einfacher durchzuhalten und einen Biss dafür zu entwickeln. Alle ziehen gemeinsam an dem Strang, man verbessert sich und durch die Gürtelprüfungen hat man immer wieder etwas geschafft und eine Verbesserung und Steigerung vor Augen. Das hilft einem nicht nur während des Trainings, sondern auch was die Therapie angeht, man möchte in allen Bereichen an sich arbeiten.
Durch den Kampfsport habe ich gelernt, die Signale meines Körpers zu deuten und ein gutes Körpergefühl zu bekommen. Dadurch kann ich immer sehr gut einschätzen, wie ich meinem Gesundheitszustand angepasst trainiere, wo und wann ich mehr Gas geben kann oder mich etwas zurückzunehmen muss. Letzteres habe ich gelernt, zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Am allerwichtigsten ist jedoch, dass ich gelernt habe, immer weiter zu kämpfen, immer wieder aufzustehen. Auch wenn man noch so angestrengt ist und denkt man kann nicht mehr: es wird weiter gemacht und das übertrage ich auch auf die Mukoviszidose oder sonstige Probleme, die mich mal herunter ziehen. Dadurch bin ich nicht nur körperlich sondern auch auf emotionaler Ebene sehr stark geworden und bin in der Lage viel zu Leisten.